Infektionskrankheiten sind eine große Gefahr für den Herzmuskel
Es sind Nachrichten, die verunsichern. In Israel sind 62 Menschen an einer Herzmuskelentzündung erkrankt, die gegen Corona geimpft wurden. Einige auch in unserem Land. Der direkte Zusammenhang ist nicht geklärt. Klar ist, jedes Jahr erkranken rund 800 Menschen in unserem Land an einer Entzündung des Herzmuskels. Schuld sind meist Viren.
Mit Herzerkrankungen ist nicht zu spaßen
Das zeigt ein Blick auf die heimische Sterbestatistik. Von rund 80.000 Menschen, die jedes Jahr in unserem Land versterben, erliegen rd. 39 % einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems.
Den meisten Menschen liegt es daher „sehr am Herzen“, die Gesundheit dieses wichtigen Organes solange wie möglich zu erhalten. „Jüngste Nachrichten, die von Herzmuskelentzündungen nach Impfungen gegen Corona berichten, verunsichern viele Menschen“, bedauert Univ.-Prof. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer, bis 2020 Primaria an der Kardiologischen Abteilung des Kaiser Franz Josef-Spitals in Wien und ehrenamtliche Vize-Präsidentin des Österreichischen Herzfonds. „Es ist aber hier wichtig, die Zahlen genau anzusehen. In Israel sind 5 Millionen Menschen gegen Corona geimpft. 62 Fälle von Herzmuskelentzündungen sind bei Menschen aufgetreten, die vor Kurzem eine Impfung gegen Corona bekommen haben. Abgesehen davon, dass diese Fallzahl einem Wert von 0,001 Prozent entspricht und ein Zusammenhang nicht erwiesen ist, entspricht diese Zahl an Patient*innen mit Herzmuskelentzündung dem Durchschnitt, ganz gleich, ob Menschen geimpft wurden oder nicht“, sagt die Herzspezialistin.
Keine Krankheit des Alters
Eine Entzündung des Herzmuskels ist auch in unserem Land keine unbekannte Krankheit. Jedes Jahr werden 10 Fälle unter 100.000 Einwohner*innen gemeldet. Die Zahl der erkrankten Männer liegt dabei leicht höher als die der Frauen. „Die Dunkelziffer ist höher. Der Grund dafür ist, dass eine Herzmuskelentzündung, in vielen Fällen ohne Symptome verläuft oder mit Symptomen, die jedoch nicht mit einer Erkrankung des Herzens in Verbindung gebracht werden.
Das können Müdigkeit, Fieber, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit sein. Dazu heilt in vielen Fällen eine Herzmuskelentzündung von alleine aus“, erklärt Prof. Podczeck-Schweighofer und betont, dass eine Herzmuskelentzündung keine Erkrankung des Alters ist. „Auch Menschen mit einer Grunderkrankung des Herzens sind nicht stärker gefährdet, daran zu erkranken“.
Nur ein Bruchteil der Patient*innen entwickelt schwere Symptome wie Schmerzen im Brustkorb und Herzrhythmusstörungen („Herzstolpern“) oder Atemnot. „Derart ernsthafte Krankheitszeichen oder lebensbedrohliche Zustände wie Herzstillstand sind selten. Manche Patient*innen entwickeln als Langzeitfolge eine Herzschwäche aufgrund einer vorangegangenen „stillen“ Herzmuskelentzündung, sie bekommen eine medikamentöse Behandlung. Äußerst selten ist sogar eine Herztransplantation“.
Für die meisten Entzündungen im Herzmuskel sind Virusinfektionen verantwortlich. „Darunter sind Grippe- und Herpesviren, Adeno- und Polioviren sowie Hepatitis und HI-Viren. Selten sind Bakterien wie Pneumokokken, Meningokokken, Strepto- und Staphylokokken und Borrelien die Auslöser. Es gibt auch Pilze, Parasiten und Einzeller, die diese Krankheit verursachen können. Die Erreger werden mit dem Blut zu den Organen, also auch zum Herzen, gebracht, wo sie in die Zellen einwandern und die Entzündung verursachen. Sie kann nur kleine Stellen oder den gesamten Herzmuskel betreffen. Eine Myokarditis ist auch eine Komplikation nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung“, verrät die Kardiologin. Neben Infektionen kann es zu Herzmuskelentzündungen durch Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder rheumatisches Fieber, Bindegewebs- oder Blutgefäßerkrankungen, Herzinfarkt oder Herzoperationen sowie Strahlentherapie kommen.
Schonung ist extrem wichtig
Um der Krankheit auf die Spur zu kommen, dienen den Herz-Spezialisten Labortests, EKG, Röntgen, Herzultraschall und Herz-MRT. „Die Patient*innen bleiben zwei bis drei Tage im Spital. Kommt es zu Herzrhythmusstörungen und zu einer verminderten Pumpleistung des Herzens, wird strengste Bettruhe verordnet. In leichteren Fällen ist die körperliche Schonung, über ein paar Wochen, die wichtigste Therapie. Bei PatientInnen mit schweren Verläufen ist intensiver Sport bis zu sechs Monate „verboten“. Danach, und das ist wichtig, wird mit einem stufenweisen Leistungsaufbau begonnen, damit sich das Herz langsam an normale Belastungen gewöhnt. Andernfalls kann es durchaus zu einem plötzlichen Herzstillstand“ kommen.
Artikel erschienen in: Die ganze Woche Nr. 18/21, Autorin: Mag. Doris Schwander
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